Theopraktilogischer Anwender

Definition:
Ein theopraktilogischer Anwender ist ein Problemlöser, der Theorie, Praxis und Logik in der konkreten Anwendersituation synthetisiert. Sein Ausgangspunkt ist stets der unmittelbare Kontaktpunkt, an dem ein Problem den Anwender adressiert („Adressatprinzip“). Lösungen emergieren aus der iterativen Verbindung dieser drei Pole und sind nicht das Resultat einer vorab fixierten Zielvorgabe.

Kernprinzipien:

  1. Adressatprinzip:
    Die Arbeit beginnt am Ort der Wirkung – dort, wo das Problem den Anwender trifft (z.B. eine unklare UI, ein fehlendes Inhaltsverzeichnis). Nicht das Ziel, sondern der Empfänger des Problems steht im Zentrum.
  2. Verursacherprinzip:
    Wer die Ursache setzt (z.B. durch schlechte UX oder unklare Strukturen), trägt auch die Lösungshoheit. Die Lösung muss genau an der Stelle ansetzen, an der der Anwender den Schmerz erfährt.
  3. Anti-Ziel-Fixierung:
    Ziele sind Richtgrößen, nicht Endpunkte. Echte Lösungen entstehen oft erst nach Exploration, Perspektivwechsel und Rückkopplung – am Ende einer Reise, nicht zu ihrem Beginn.
  4. Theo Ă— Praxis Ă— Logik:
    • Theorie liefert Landkarten und Muster.
    • Praxis liefert das reale Terrain und die Constraints.
    • Logik verbindet beide im konkreten Anwendungskontext und ermöglicht emergente Lösungen.

Mikro-Beispiele aus der Praxis:

  • UX/UI:
    Problem: Lange Ladezeiten und verwirrende Buttons → Nutzer bricht ab.
    Lösung: Nicht „Ziel: schneller werden“, sondern Interaktionspfade und Feedback-Loops an den konkreten Kontaktpunkten reparieren.
  • Content:
    Problem: Kein Inhaltsverzeichnis → Leser verliert den Überblick.
    Lösung: Nicht „Ziel: Struktur hinzufügen“, sondern Gliederung und Sprungmarken entlang des Leseflusses integrieren.
  • E-Commerce:
    Problem: Pflichtangaben versteckt im Fließtext → Käufer vertraut nicht.
    Lösung: Nicht „Ziel: rechtssicher sein“, sondern Pflichtinfos am Entscheidungspunkt sichtbar machen (z.B. Grundpreis direkt am Preis).