Teil 1: Die stille Gefahr im E-Commerce – Wenn Bots Händler ruinieren

Bots fallen in Online-Shops ein und kaufen in Sekundenschnelle komplette Lagerbestände leer. Wer jetzt an Schnäppchen denkt, sollte sich fragen:
Kann das auch bei Apotheken passieren?
Werden lebenswichtige Medikamente zum Ziel digitaler Plünderungen?


DIE SZENE: EIN GESPRÄCH ÜBER UNSICHTBARE RISIKEN

Es war später Nachmittag. Wir saßen im kleinen Bistro, Kaffeemaschine brummend, während draußen Nieselregen die Scheiben benetzte. Meine Gesprächspartner: zwei Online-Händler – einer mit 10 Jahren Erfahrung, der andere ein Newcomer.

Bekannter 1:
„Meinst du diese Reseller-Gruppen bei limitierten Sneakers?“

Bekannter 2:
„Nein, er meint systematische Angriffe – selbst bei Alltagsprodukten.“

Ich (mit Blick auf beide):
„Habt ihr je darüber nachgedacht, was passiert, wenn nicht ein Kunde, sondern Dutzende Bots euren Shop leer kaufen?“

Ich drehte den Löffel im Cappuccino:
„Stellt euch vor: Ein Bot kauft in 3 Sekunden eure gesamte Charge. Das System meldet ‚Zahlung erhalten‘. Niemand prüft, ob das 20 echte Käufe oder 20 Bots aus derselben Quelle sind.“

DER TRUGSCHLUSS: „HAUPTSACHE, GELD IST DA“

Bekannter 1 (nickt zögernd):
„Aber wenn bezahlt wurde – ist das doch erstmal in Ordnung?“

Ich (schüttle den Kopf):
„Genau das ist der Denkfehler. Beim ersten Mal fällt es nicht auf. Beim zweiten Mal vielleicht auch nicht. Aber beim zehnten Mal…“

Ich lehnte mich vor:
„…plötzlich kommt die E-Mail vom Zahlungsdienstleister: ‚Rückbuchung – Kartenbetrug‘Wochen später, wenn die Ware längst in Dubaier Freihandelszonen oder Darknet-Märkten ist.“

Bekannter 2 (runzelt die Stirn):
„Dann wurde die Ware doch schon gezahlt?“

Ich:
Exakt. Aber PayPal, Stripe & Co. erhalten Rückmeldungen von Visa/Mastercard oft erst nach 30 Tagen. Dann bleibt der Händler im Regen stehen: Kein Geld. Keine Ware. 
Kette: Visa meldet es Zahlungsdienstleister und der meldet es dann erst Dir.
Die Händler haben fortwährend Guthaben bei Paypal, Stripe usw. also es ist immer Guthaben da, das dann eingefroren wird.“

-⟦ MEINE EINSCHÄTZUNG ⟧-
Aus meiner Arbeit mit betroffenen Händlern weiß ich:

- Das ist kein Einzelfall – es ist eine systemische Lücke.
- Was wie ein regulärer Verkauf aussieht, entpuppt sich als Trojaner.

-⟦ FAKTENCHECK ⟧-


→ 68 % der Rückbuchungen im E-Commerce erfolgen erst NACH Versand

(Riskified-Report 2023)
→ Durchschnittlicher Schaden pro Betrugsfall: 180 € (Pharma: 420 €)

Die Kernfrage, die jeder Händler stellen sollte:

„Wenn die Zahlung bestätigt ist und die Ware verschickt –
wer schützt mich dann wirklich vor diesem Szenario?“

Bekannter 1 (lehnt sich zurück):
„Eigentlich müssten doch Zahlungsdienstleister solche Betrügereien erkennen!“

Ich:
„Theoretisch ja. Praktisch reduzieren deren Prüfungen sich auf IP-Checks und einfache Mengenlimits. Warum? Weil sie das Risiko auf Händler abwälzen können – solange das Geld erstmal auf ihrem Konto landet.

-⟦ THESE ⟧-
Hier liegt der Blinde Fleck


→ Plattformen profitieren (kurzfristig) von jeder Transaktion -
→ egal ob Bot oder Mensch. Die langfristigen Kosten trägt der Händler

VOM SNEAKER ZUR APOTHEKE: DER CLIMAX

Draußen fuhr ein Lieferwagen vorbei. Ich senkte die Stimme:

Ich:
„Und jetzt stellt euch vor, es geht nicht um Sneakers oder Playstations…
Sondern um ein Medikament wie Insulin, das europaweit knapp ist.

Ich machte eine Pause für den Effekt:
„Wenn Bots solche Bestände leerkaufen, um sie zu 400% Aufschlag im Darknet zu verkaufen –
dann reden wir nicht mehr nur über finanziellen Schaden.
Dann werden Menschen gefährdet.

Bekannter 1 (starrt in seine Tasse):
„Das heißt: Dieses System lässt nicht nur Händler im Stich – sondern auch Patienten.

Ich:
Genau. Und die Frage ist: Muss erst jemand sterben, bevor wir handeln?“